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Die schönsten Risiken in 2022
Neues Jahr, neuer Monat, neuer Megatrend. Wir möchten den Start in 2022 dafür nutzen, den Fokus auf die strategischen Chancen zu lenken, die in Zeiten des Umbruchs liegen. Unser wichtigstes Anliegen ist es, euch Orientierung zu geben. Jeden Monat werfen wir daher in unserem Newsletter den Blick auf einen der aktuellen 12 Megatrends. Starten wollen wir mit dem Megatrend Sicherheit. Denn wir brauchen einen anderen Umgang mit Gefahren und Unwägbarkeiten. Wenn wir lernen, Unsicherheit mit offenen Armen zu empfangen, können wir leichter neue Wege einschlagen. Im neuen Jahr liegen wundervolle Risiken vor uns. Die besten davon wollen wir beleuchten. Denn sie bergen das Potenzial für einen Neuanfang.
Risiko 1: Du verlierst deinen Job
Du verlierst deinen Job, wenn du es so willst. Die lange Zeit im Home Office haben viele zum Nachdenken genutzt und sich die Frage gestellt: „Was will ich wirklich, wirklich tun?“ Viele kommen zu der Antwort: „Ich will etwas anderes machen“ – und wagen den Schritt in die Selbstständigkeit oder suchen sich einen neuen, erfüllenderen Job. In den USA zeigen sich durch Corona enorme Umbrüche. Laut der US-Statistikbehörde für Arbeit haben noch nie so viele Menschen von sich aus ihren Job gekündigt. Allein im Oktober waren es gut vier Millionen. Für Deutschland weist LinkedIn eine Zunahme der Jobwechsel von 25 Prozent im Vergleich zu vor der Pandemie aus. Das liegt auch daran, dass sich die Zahl der offenen Stellen für Remote-Jobs seit 2020 fast verdoppelt hat. Warum nicht in wärmeren Gefilden und an Orten, von denen man immer schon träumte, seiner Arbeit nachgehen? Die Karibikinsel Barbados bietet seit kurzem ein unkompliziertes 12-monatiges Remote-Work-Visum an: „Work from one of the world’s most beloved tourism destinations!“ Für Arbeitgeber*innen bedeutet diese Entwicklung, dass sie ihren Mitarbeitenden neue Freiheiten ermöglichen und für bessere Arbeitsbedingungen sorgen sollten. Denn sonst sind sie weg – für immer.
Fazit: Vor dem Hintergrund der neuen Arbeitswelt bedeutet Sicherheit, neue Formen der Bindung zu finden.
Risiko 2: Corona bleibt für immer
Corona ist gekommen, um zu bleiben. Wir müssen also einen Weg finden, in friedlicher Koexistenz mit diesem Virus zu leben. Die Coronavariante Omikron scheint momentan zwar alle Hoffnungen auf eine Entspannung der Lage zunichte zu machen, doch nicht wenige Wissenschaftler*innen sehen Omikron als einen Game Changer. In Verbindung mit einer höheren Impfquote kann er dazu führen, dass viele Ansteckungen mit milden Verläufen zur notwendigen gesellschaftlichen Grundimmunität führen. Infolge dessen kommen wir von einer pandemischen zu einer endemischen Lage, wie es beim Grippevirus der Fall ist. Hinzu kommt, dass gerade neue Medikamente gegen Covid auf den Markt kommen und angepasste Impfstoffe gegen die neuen Varianten entwickelt werden. Ob sich die Hoffnung auf eine Besserung der Lage erfüllt? Wir wissen es nicht. So trainiert uns Corona weiter im Umgang mit Unsicherheit – wenn wir uns auf sie einlassen und Vertrautes loslassen. Das wiederum stärkt unsere Resilienz, also die psychische Widerstandsfähigkeit, die für eine aktive Zukunftsgestaltung so wertvoll ist. Denn wie Langzeitstudien deutlich zeigen: Resiliente Menschen erkennen die eigenen Bedürfnisse, sind selbstbewusster, übernehmen Verantwortung und verfolgen Ziele, die sie als sinnvoll bewerten.
Fazit: Sicherheit in Zeiten der Pandemie bedeutet, die Anpassungsfähigkeit deutlich zu erhöhen – auf individueller wie auf organisatorischer Ebene.
Risiko 3: Die Weltwirtschaft stottert
Die Ökonom*innen des Internationalen Währungsfonds (IWF) gehen in ihren Prognosen davon aus, das die Pandemie den globalen Handel auch in 2022 weiter stark belasten wird. Insbesondere die Unterbrechungen in den Lieferketten wirken wie Sand im Getriebe. „Wir erwarten, dass sich die Situation im Jahr 2022 nicht entspannen wird. Das wird erst dann der Fall sein, wenn 2023 neue Kapazitäten für den Seetransport zur Verfügung stehen oder wenn Firmen ihre Lieferketten so umstellen, dass die Zulieferer wieder näher am Heimatmarkt sitzen,“ so Frank Sobotka, Geschäftsführer des Logistikunternehmens DSV Air & Sea Deutschland. Na, wenn das nicht die besten Voraussetzungen für einen ökologisch-ökonomischen Neuanfang sind. Not macht erfinderisch. Das mag zwar zynisch klingen, trifft aber zu. Warum sollten wir Soja aus Brasilien exportieren, wenn dieses auch in Europa angebaut werden kann und dafür kein Regenwald gerodet werden muss? Wieso sollten wir keine europäische Chipproduktion aufbauen können und nicht auch Solarzellen wieder in Deutschland fertigen? Festhalten an Gewohntem ist die Illusion von Sicherheit. Loslassen ist Stress. Wandeln wir diesen in positiven Stress um. Wie das gelingt? Durch eine gemeinsam geteilte Vision.
Fazit: Sicherheit angesichts fragiler, globaler Prozesse bedeutet, sich auf stabile, lokale Prozesse zu besinnen – auch im Sinne der Ökologie.
Vor uns liegt ein neues, grünes Jahr 2022. Jede Form des Wirtschaftens muss einen Beitrag zur nachhaltigen Transformation leisten, um die Erderwärmung aufzuhalten – das wahrlich größte Risiko für die Weltgemeinschaft. Neue Risiken erfordern neue Antworten. Das bedeutetet für die Unternehmen – wie auch für jede*n Einzelne*n von uns: viel mehr Experimente wagen. Das finnische Start-up Solar Foods hat es geschafft, in einem industriellen Verfahren CO2 zu ernten und mit Hilfe von elektrischer Energie und einem Bakterium dieses in ein Protein umzuwandeln. Wann, wenn nicht jetzt, ist die Zeit für verrückte Ideen?
Viel Erfolg beim Experimentieren. No risk, no future.
Euer Team von Zukunftsinstitut Workshop
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